Bis vor kurzem hast du uns, dem aaoc-Vorstand, immer mit Tipps und geschärftem Sinn und deinem Blick fürs Ganze in der Kultur-Welt zur Seite gestanden. Deine Meinung war uns allen so wertvoll. Ein Vorbild für die Einen und ein langjähriger und treuer Freund und Begleiter für andere. Ernst, du wirst uns sowas von fehlen. Dein Humor mit dem Schalk in deinen Augen, deine feine Ruhe, diese Gelassenheit wie du Probleme angingst, deine ruhige Stimme - Du warst ein Grosser.
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Ein Versuch, seine vielseitigen Tätigkeiten, Engagements und Facetten aufzuzeigen, mit der Gewissheit, dass es nie vollständig sein wird.
Als Ernst «Aschi» Rieben 1980 nach Biel zog, ahnte noch niemand, was für ein Glücksfall dies für Biel bedeutete. Aber der Reihe nach.
Der 1945 Geborene machte nach dem Gymnasium in Bern die Ausbildung in Fotografie und Grafik. In Biel dann die Weiterbildung als Werbeassistent an der SAWI. Seit über 40 Jahren war er Mitglied im Berufsregister (BR) des Verbands Schweizer Journalisten VSJ.
In diesem Bereich waren in den 80er Jahren in Biel auch die ersten beruflichen Tätigkeiten angesiedelt. Er arbeitete in unterschiedlichen Medienhäusern. Er war freier Mitarbeiter bei der Berner Zeitung, Mitarbeiter Büro Cortesi und Chefredaktor der Gratiszeitung Biel-Bienne, Redaktion Kulturagenda 2002 émotions, Konzept, Lancierung und Redaktion der «Wander-Revue» und der Zeitschrift «Zum Beispiel» der Schweiz. Stiftung zur Förderung des biologischen Landbaus.
Zu all diesen Tätigkeiten als Journalist war er auch ein aktiver Gründer von verschiedensten Büros und Institutionen. Er war Mitbegründer des Pressebüros Biel und von Radio Canal 3 im Jahr 1982. Mitbegründer des Materialpool Bern 1991 und dessen Präsident bis 2016. Im Jahr 2002 auch einer der treibenden Kräfte bei der Gründung des aaoc culture szene biel-bienne. Er war auch langjähriges Mitglied der Musikkommission der Stadt Biel.
Diesen Tätigkeiten im Presse- und Medienbereich folgen unzählige Arbeiten bis zum heutigen Tage. Abstimmungszeitungen, Redaktion von Programmheften, Medienarbeit für Festivals, politische Veranstaltungen und Jubiläumsfeiern, CD-Kritiken.
Unsere Wege kreuzten sich Mitte der 80er Jahre. Er hatte mitbekommen, dass da ein junger Organisator war, der in der Coupole mit einer Gruppe unter den Namen Groovesound Konzerte organisierte. So entstanden unsere ersten Zusammenarbeiten.
Ernst war in den Jahren 1985 und 1987 mit Hansruedi Egli zusammen als Leiter des alten Gurten Festivals verantwortlich. In diesem Zusammenhang kam es zur ersten Zusammenarbeit. Er fragte mich, ob ich das Stagemanagement übernehmen würde, ich hatte dies noch nie gemacht, sagte aber sofort zu.
Es wurden dann unzählige Zusammenarbeiten. In den 80er und Anfang 90er Jahre organisierte die Kulturabteilung der Stadt Biel zwei sogenannte Ateliers. Die Ateliers Afrique und Cuba, zwei Veranstaltungen mit verschiedensten kulturellen Ausrichtungen. Konzerte, Lesungen, Theater und Austellungen in der bildenden Kunst.
Diese Veranstaltungen waren für mich der Anfang einer langen Zusammenarbeit. Hier ein Auszug an Veranstaltungen bei welchen Ernst ein Leben lang als Veranstalter, Gründer, OK-Mitglied oder im Auftragsverhältnis tätig war. Dies waren die wichtigen Stationen, aber die Liste ist sicher nicht vollständig: Gurten Festival Bern bis 1987, Mitbegründer ONO/Kreuz Nidau und Mitglied Programmgruppe bis 1997, Atelier Afrique 1987, Präsident der Jazz Days Biel und Festival-Leiter bis 1987, Atelier Cuba 1990, Europarats-Kampagne Nord-Süd Biel & St. Gallen 1988, Festival des Pôtes Freiburg, Volkshaus-Festival Biel 1989 & 1990, WWF-Festival Asoroto Biel 1989, Rock 700 und Fest der Kulturen 1991, Miroir in Biel und Carouge, Braderie Biel Grosskonzerte 1991 & 1992, Kulturwoche BIVOPA 1991 & 1993, Bundeshausplatz Bern Demo gegen Rassismus 1992 & 1994, Afro-Pfingsten 1995 - 2000, Tour de Suisse OK Biel 1996 & 1998 & 2002, Mitverantwortlich für Best of Berne (die erfolgreichste Publikumsveranstaltung der Expo.02 betreffend Publikum, über 80'000 Menschen), verschiedenste Veranstaltungen und Mandate für die DEZA (Departement Entwicklung & Zusammenarbeit/EDA), UEFA EURO UBS Arena 2008, Nacht der Tausend Fragen bis 2008, Fête de la Musique Biel seit 2002. Dies ist ein kleiner Ausschnitt der unzähligen verschiedenen Tätigkeiten in der Kultur und bei Veranstaltungen mit politischem Hintergrund.
Der politische Hintergrund war Ernst ein ganz wichtiges Anliegen. Für dies hat er ein Leben lang gekämpft. Mann/frau konnte mit Ernst nicht einfach rasch einen Ablauf einer Veranstaltung abhandeln, zuerst wurde der Hintergrund beleuchtet und genau hingeschaut, ob es dann auch ok ist. Ganz selten war Ernst zu Kompromissen bereit, es mussten dann schon Personen sein, die ihm wichtig waren und nahestanden. Wenn das Telefon klingelte, und Ernst war in der Leitung, konnte man es sich gemütlich einrichten, unter einer halben Stunde war es selten, dass der Hörer wieder aufgelegt wurde. Ernst war immer sehr gut informiert was so am Laufen ist in der Welt der Kultur. Auch was an Politik in der Region und in der Welt geschah, Ernst war immer am Puls der Zeit. Dies bis zum heutigen Tag. Noch kurz vor seinem Tod fragte er eine Freundin, ob sie ihm die verschiedenen Sonntagszeitungen ins Spital bringen kann.
Ernst war stets ein treuer Wegbegleiter. Dies können in Biel sicher jene Personen bestätigen. Immer hatte er ein offenes Ohr, wenn mann/frau ihn brauchte. Viele langjährige Beziehungen und Freundschaften zeugen davon. Auch ich erinnere mich an unzählige Gespräche und Ratschläge, die ich von ihm bekommen habe.
Dies ist der Moment einer kleinen Anekdote: Als wir in Carouge für Miroir die gesamte Produktion machten, dies waren auf 16 Bühnen an die 100 Veranstaltungen, kam der Moment, wo ich das Gefühlt hatte, jetzt brauche ich ein paar Stunden Schlaf. So ging ich also zu Ernst und teilte ihm dies mit. Seine Antwort war, einmal mehr mit einem gewissen Schalk in den Augen, setz dich auf einen Stuhl, nimm einen Schlüsselbund in die Hand und schliesse die Augen, wenn der Schlüsselbund zu Boden fällt bist du genügend ausgeruht, so dass du wieder weiterarbeiten kannst. So war er, immer bereit und dies mit ganz wenig Schlaf. Er konsumierte keine Art von gesellschaftlichen Drogen, sprich er rauchte nicht mehr und trank keinen Alkohol. Dies war nicht immer so, musste er sich doch in jungen Jahren einen Teil seiner Lunge herausoperieren, von da an hat er das Rauchen eingestellt. Die Lunge war es dann auch, die ihn in den letzten Jahren gesundheitlich stark beschäftigte. Trotzdem liess er sich nie unterkriegen und glaubte immer wieder, dass es besser wird.
Ernst hatte einen sehr speziellen Humor. Ich liebte es, wenn er mit Schalk in den Augen und seiner ganz ruhigen Art, mit verschränkten Armen auf der Brust, zum Dolchstoss ansetzte. Ich brauchte immer ein paar Sekunden, bis ich merkte, das war jetzt nicht wirklich so gemeint.
Ernst du wirst uns sowas von fehlen, bis vor kurzem hast du uns, dem aaoc-Vorstand, immer wieder deine Meinung kundgetan und Tipps gegeben. Im Juni hast du deine letzte Veranstaltung mit Hilfe von verschiedensten Leuten durchgeführt. Das Fête de la Musique war dein Baby hier in Biel. Die erste Durchführung war deine Idee und fand im Rahmen der Expo.02 statt. Eine Nachfolge ist bereit diesen Anlass auch weiterhin durchzuführen, dies ist dein Vermächtnis und soll hoffentlich noch lange weiterleben. Ich werde deine Telefonate vermissen, deine politische Haltung, deine Grosszügigkeit, deine Ehrlichkeit gegenüber Menschen und dem Leben, deinen Humor mit dem Schalk in deinen Augen, deine Ruhe und diese Gelassenheit wie du Probleme angingst und Lösungen gesucht hast, deine ruhige Stimme, Ernst du warst ein Grosser. Die Ehrung für kulturelle Verdienste, die du von der Stadt Biel 2002 erhalten hast, ist eigentlich viel zu wenig, Ernst wir werden dich nie vergessen. Wo immer du jetzt bist, wir sehen uns.
Dänu Schneider
und Vorstand aaoc
Biel, 03.08.2023