Die Geschichte des Bieler Gaskessels

Die Geschichte des Bieler Gaskessels
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"Dr Chessu, la Coupole"

In der Coupole finden jährlich 120 - 150 öffentliche Veranstaltungen Konzerte, Partys, Theater und Kleinkunst statt. Das vielfältige, kulturelle Angebot lockt während den zehn Veranstaltungsmonaten Besucher*innen aus der ganzen Schweiz an. Daneben wird die Coupole als wöchentliches Übungs- und Kurslokal verschiedener Vereine und Gruppierungen genutzt. Auch einmalige Nutzungen für Kunst- und Kulturprojekte finden ihren Platz. 

Die Entstehung des AJZ 1971 - 1975

An einer Solidaritätsdemo mit der Zürcher AJZ-Bewegung im Juli 1968 taucht zum ersten Mal die Forderung nach einem autonomen Jugendzentrum in Biel auf. Nicht einmal drei Monate später beschliesst der Gemeinderat den vorläufigen Erhalt einer der beiden stillgelegten Gaskuppeln. Nach zähen und schwierigen Verhandlungen beginnt zwei Jahre später eine langwierige Umbauphase. Der bis dahin industriell genutzte Gaskessel wird von 1971-75 von Jugendlichen in Eigenregie umgebaut und in den Folgejahren zum Dreh- und Angelpunkt der ersten Veranstaltungen, verschiedener Arbeitsgruppen sowie der Selbstorganisation der „Autonomen“.

Mehr Raum in den 80er Jahren

Im Winter 1980/81 erlebt der Gaskessel temporär einen 24h-Betrieb und der Ruf nach weiteren Räumlichkeiten wird laut. Die Stadt Biel stellt nach einer Besetzung der Elfenau-Fabrik dem AJZ die Villa Fantaisie zur Verfügung. Praktisch zur selben Zeit startet das Sleep-In als Tätigkeitsgruppe des AJZ seinen Betrieb. Weitere Projekte werden angerissen und ein wachsendes soziokulturelles Netzwerk um das autonome Jugendzentrum entsteht. Der Gaskessel entwickelt sich immer mehr zu einem belebten und kulturell breit ausgerichteten Veranstaltungsort. Nach fast 20 Jahren reger Nutzung stösst die Lokalität allerdings immer mehr an Grenzen. Renovationsbedürfnisse werden sichtbar und finanzielle Unterstützung von der Stadt gefordert.

Chessu-Reno 1993 - 1996

An den Kulturwochen 1993 finden friedliche Demonstrationen für die Renovation des baufälligen Gaskessels statt. Schliesslich gelingt es der Bieler Bevölkerung den Stadtrat davon zu überzeugen, dass die kulturelle Stätte „Gaskessel“ sowie die sozialen Institutionen des AJZ-Netzwerks für die Stadt Biel von grosser Bedeutung sind. Mit dem gesprochenen Umbaukredit der Stadt kann der Gaskessel in den Jahren 1994 - 96 renoviert werden. Seither verfügt "dr Chessu/la Coupole", wie die BielerInnen den Gaskessel liebevoll nennen, über einen ringförmigen Anbau sowie eine gepflegte Aussenanlage.

Umbau / Erweiterung Villa ab 2008

Nach nunmehr 20 Jahren des intensiven Kulturbetriebes werden Forderungen nach einer leistungsstärkeren Lüftung, neuen WC-Anlagen und mehr Lagerraum laut. Sanierungsmassnahmen sollen zusammen mit einem Anbau (Erweiterung) als Raum-Ersatz für die vom Abbruch durch das Bauvorhaben „Esplanade Nord“ bedrohten Räumlichkeiten der Villa Fantaisie umgesetzt werden.

Im 2008 heisst der Stadtrat eine Motion gut, die den Standort des Chessu zementiert und die Planer beauftragt den Chessu in das Grossprojekt Esplanade zu integrieren. Der Gemeinderat sichert dem AJZ zu, dass ein Ersatz für die Villa Fantaisie sowie Lärmschutzmassnahmen und Betriebsoptimierungen des Chessu in Form eines Bauprojektes erstellt werden können, der Stadtrat spricht einen Kredit von 2.8 Mio CHF für die Arbeiten.

In der Detailplanung zeigt sich rasch, dass dieses Geld nicht ausreicht, um die Bedürfnisse des AJZ an den Umbau zu erfüllen. Das Projekt wird aufs absolut Nötige reduziert, gleichwohl beträgt die voranschlagte Bausumme über 5 Mio CHF. 

Es startet eine langwierige Suche nach zusätzlicher Finanzierung. Dank grosszügiger Unterstützung des Lotteriefonds Kanton Bern, verschiedener Stiftungen und einer gross angelegten Crowdfunding-Aktion kann die Finanzierung schliesslich gesichert werden. Die Bauarbeiten starten im Herbst 2021.

Zwischenzeitlich zieht das AJZ um ins Kulturhaus MaisonTRÜC an der Aarbergstrasse 72, direkt hinter dem Bieler Bahnhof. In Eigenregie baut der Verein ein provisorisches Veranstaltungslokal auf, die "Coupole Temp".

Aktuell schreitet der Umbau gut voran und wird voraussichtlich im Herbst 2023 mit der Wiedereröffnung des Chessus abgeschlossen.

Textquelle: www.ajz.ch & Team AAOC

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