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Vier Fragen an...
...Tamara Michel
1. Für eine kurze persönliche Einordnung: Wie stehen Sie zur Kultur? Was bedeutet der Begriff «Kultur» für Sie?
Kultur bezeichnet für mich die Art und Weise, wie Menschen leben. Die Bedeutung dieses Begriffs geht für mich sehr weit, sie beinhaltet nicht nur das Unterhaltungssegment, sondern auch die Landwirtschaft und generell die Art, wie wir täglich miteinander umgehen. Kultur ist vergleichbar mit Sprache: Innerhalb einer Kultur bilden sich mehrere Subkulturen, durch die sich Menschen z.B. mit einer sozialen Gruppe, einem Land, einer Religion oder einer Familie identifizieren. Wer die selbe oder eine ähnliche Kultur lebt, versteht sich besser, mit Sprache ist es nicht anders. Und ebenso wie die Sprache verändert sich die Kultur nach und nach, durch Modernisierung oder Kontakt mit anderen Kulturen, wobei die einen seit jeher mehr für den Erhalt des Status Quo kämpfen, während andere offener sind für Veränderungen. Beides sollte Platz haben.
2. Wie gedenken Sie sich für die Kultur in Biel einzusetzen? Wie sieht dementsprechend Ihrer Meinung nach die Bieler Kulturlandschaft in zehn Jahren aus?
Mir fällt auf, dass Biel/Bienne sehr viele exzellente Musiker:innen hat. Mehrmals bin ich in diesem Jahr schon spontan an Konzerten von weniger bekannten Bieler Bands gelandet, sei es am Fête de la Musique, am Microfestival, am Pod’Ring, am First Friday oder auch im Ditschi-Treff. Vielleicht ist es Zufall, dass mir die aktive Musikszene mehr auffällt als andere Sparten, aber an Momenten, wo ich staunend einer dieser z.T. recht unbekannten aber äusserst talentierten Bieler Bands zuhöre, frage ich mich, ob Biel/Bienne sich nicht ebenso als Musikstadt wie als Uhrenstadt verkaufen möchte, zumal Biel/Bienne auch einige etablierte Musiker:innen beherbergt und gleichzeitig ebenso zahlreiche Angebote an klassischer Musik bestehen. Somit ist das Angebot nicht nur auf einem professionell hohen Niveau, sondern auch sehr breit gefächert.
3. Wie sehen Sie den für die Kultur einsetzbaren finanziellen Rahmen? Kreativer Ansatz gefragt: Wie könnte man mehr Geld für die Kultur generieren, bzw. wenigstens das vorhandene Budget beibehalten?
In Franken ausgedrückt kann ich das zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Aus meiner Sicht finde ich es falsch, Millionen für Institutionen auszugeben, deren Existenz mehr durch Tradition begründet ist als dadurch, dass sie einen grossen Teil der Bevölkerung anspricht. Hingegen sollten kulturelle Aktivitäten entsprechend dem Engagement der Organisierenden, aber auch aufgrund von Kriterien der Integration und der Zweisprachigkeit, der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes unterstützt werden. Dies muss nicht durch eine Geldüberweisung passieren, sonder auch z.B. durch Räumlichkeiten, die zur Verfügung gestellt werden, Bewilligungen, die grosszügig erteilt werden.
Ideen für die Geldbeschaffung gibt es ganz viele im Internet, aber auch mit lokalen Ideenbüros liessen sich garantiert originelle und wirkungsvolle Ideen generieren, welche der Veranstaltung zusätzliche Medienpräsenz und somit weitere Besuchende verschaffen könnten. Diesbezüglich auch ganz wichtig wäre eine Kulturapp, wo die Gesamtheit der vielen, auch der kleinen, Events erfasst würde. Culturoscope und Biel2Go decken leider nicht das ganze Angebot ab.
4. Einwort-Antwort: Was sollte vor allem gefördert werden: Institutionen? Kunstschaffende? Nachwuchs? Ateliers? Events? Anderes?
Anderes: Information (über Institutionen, Kunstschaffende, Nachwuchs, Ateliers, Events, Kosten)