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Vier Fragen an...
...Glenda Gonzalez Bassi
1. Für eine kurze persönliche Einordnung: Wie stehen Sie zur Kultur? Was bedeutet der Begriff «Kultur» für Sie?
Kultur ist der Rahmen, an dem wir uns orientieren, wie wir die Welt wahrnehmen, miteinander interagieren und uns in unserer Gesellschaft verhalten. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Bildung der individuellen und kollektiven Identität sowie bei der Art und Weise, wie Gesellschaften funktionieren und mit der Aussenwelt interagieren. Die verschiedenen Formen des künstlerischen Ausdrucks wie Musik, Tanz, Literatur, Film und andere Kunstformen spiegeln die Erfahrungen und Perspektiven einer Gesellschaft wider und sind Teil unseres kollektiven Erbes. In diesem Sinne ist Kultur der Zement für den sozialen Zusammenhalt und spiegelt die Dynamik der Gesellschaft wider, sowohl in sozialer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
2. Wie gedenken Sie sich für die Kultur in Biel einzusetzen? Wie sieht dementsprechend Ihrer Meinung nach die Bieler Kulturlandschaft in zehn Jahren aus?
Ich engagiere mich seit jeher auf verschiedenen Ebenen für die Kultur. Als Kulturdirektorin liegt mir ein klarer und von den Bielerinnen und Bielern getragener Finanzierungsrahmen am Herzen, der Kreation, neue Projekte, Nachwuchs für die Zukunft und vielfältige, qualitativ hochstehende Kulturleistungen ermöglicht, die unser kulturelles Erbe zur Geltung bringen. Kulturelle Angebote bringen eine soziale und wirtschaftliche Dynamik mit sich, von der die Stadt und ihre Bevölkerung als Ganzes profitieren. Heute ist Biel auf nationaler Ebene für seine kulturelle Dynamik und seine reiche Kulturszene bekannt. Bieler Künstlerinnen und Künstler werden jedes Jahr auf nationaler und internationaler Ebene nominiert und/oder ausgezeichnet. In zehn Jahren wird Biel eine Kulturhauptstadt sein, was der Entwicklung unserer Stadt einen Schub verleihen und sie als attraktive Stadt positionieren wird.
3. Wie sehen Sie den für die Kultur einsetzbaren finanziellen Rahmen? Kreativer Ansatz gefragt: Wie könnte man mehr Geld für die Kultur generieren, bzw. wenigstens das vorhandene Budget beibehalten?
Der Finanzierungsrahmen für die Kultur sollte meiner Meinung nach als Investition in die Gesellschaft betrachtet werden, da die Kultur zum Aufbau unseres Sozialsystems beiträgt und mindestens das Vierfache der Investitionen in das Wirtschaftssystem einbringt. Aus diesem Grund ist es nicht nur wichtig, die Finanzierung der Kultur aufrechtzuerhalten, sondern auch zu stärken. Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, die das Engagement der Gemeinschaft maximieren und sich gleichzeitig an neue wirtschaftliche und technologische Gegebenheiten anpassen. Die Diskussion über das zu sichernde Budget ist nicht die richtige Frage. Vielmehr sollte man sich überlegen, was die Prioritäten für unsere Stadt sind. Welche Institutionen, welche Angebote, welche Unterstützung? Die gleichen Fragen sollten auch im Bereich des Sports gestellt werden, denn der Beitrag des Sports für unsere Gesellschaft ist vergleichbar mit dem der Kultur. Die Kulturförderung ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen und Gemeinden. In diesem Sinne müssen wir die Finanzierung der Kultur beibehalten und sogar erhöhen, denn sie wird uns viel mehr an Attraktivität, sozialem Zusammenhalt und wirtschaftlichem Erfolg bescheren. Daraus können alle nur gewinnen.
4. Einwort-Antwort: Was sollte vor allem gefördert werden: Institutionen? Kunstschaffende? Nachwuchs? Ateliers? Events? Anderes?
Alles plus zusätzliche Räume und Orte, die für verschiedene Veranstaltungen zugänglich sind.